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Aus Liebe zum Vinyl

Warum Vinyl
An allen Ecken sieht man sie, ob es nun in Werbespots ist oder  in der perfekt  gesteilten Wohnung, für der DJ ist er ein muss, und der Herr besten Alters hat natürlich auch noch, oder wieder einen in seiner „Hifi-Kette“
Plattenspieler!
Ich als Musikfreund und Platten Sammler freue mich natürlich über die Aufmerksamkeit die meinem Hobby zu Teil wird, doch ist die Freude auch nicht ganz ungetrübt. In den Werbespots soll eine subtile Vertrautheit hergestellt werden die auf die Sentimentalität der Käufer abzielt. Besitzer von Plattenspielern sind Individualisten und zeigen Geschmack. So soll das „ Loft“ des Mannes  von Welt mit dem coolen Nimbus eines Scheiben Drehers aufgeladen werden.
Dabei  waren es genau diese Gruppen, die vor 30 Jahren dafür gesorgt haben das Vinyl an die Grenzen der Existenz gedrängt wurde. Wer Anfang der 90ger noch einen Plattenspieler benutzte war ein hoffnungsloser Fall. Es wurde getäuscht und gelogen und astronomische Werbeetats dafür verpulvert um Die Gelddruckmaschine CD bis in den Letzten Winkel der Welt zu Drücken. Dabei war ihr Klang nicht besser; der Preis sogar höher; die Haltbarkeit schlechter; der Habtische Genuss gleich null. Nur die Mage der Major Label´s exorbitant hoch.
Nur eine Hand voll Enthusiasten haben das Kulturgut Vinyl am Leben gehalten, und ich bemühe das Wort Kulturgut nicht als lehre Phrase sondern meine es ernst. Denn ohne Vinyl gäbe es unsere heutige Musik Vielfalt nicht . Was in den letzten Jahrhunderten durch Noten überliefert wurde, ist von der Schallplatte weiter geführt worden und um einige Gesichtspunkte wie, Massenverfügbarkeit und akustisches Zeitzeugnis, erweitert worden. Es waren Afroamerikaner aus den Metropolen der USA, die mit der Hiphop und Rap Bewegung das Überleben von Vinyl überhaupt erst möglich gemacht haben. Die durch das Scratchen  und Mixen mehrerer Musikfetze von Schallplatten  entstandenen Klangwelten,  machte sie zu einem Musikinstrument. Das Selbe Mittel nutzen auch die Party Jünger der Rave Bewegung Anfang der 90ger Jahre. Bei ihnen wurde die Platte zu einem Sampler und Effektgerät. Ich könnte noch einige Musikalischen Rand Gruppen nenne, deren Musik ohne Schallplatte nicht entstanden wäre, und die dadurch zum ihrem Überleben  beigetragen haben.
Was Passiert aber nun?
Genau wie bei der Stadt Entwicklung das Problem der Gentrifizierung um sich greift, ist es leider auch bei Schallplatten. Was von den Randgruppen „cool gemacht“ wurde,  wird von den Yuppies und Besserverdienern kopiert. Das Ruft wiederum die Industrie auf den Plan die angesichts ruinöser Absatzrückgänge bei CD Verkäufen das große Geld riecht. Kostete eine LP Neuerscheinung im Jahr 2000 im Schnitt noch 12 bis 14€ liegt sie heute bei fast 20€. Das ist nicht mit Inflation und auch nicht mit Qualitätssteigerung zu erklären sondern mit Gier. Ein weiterer dramatischer Punkt ist, das Kleine meist hochwertig Arbeitende Lable die sich seit Jahren um die Back Kataloge der Major gekümmert haben, auf einmal keine Lizenzen mehr für die Reissues bekommen weil die Majors lieber wieder selber Pressen Lassen.  Das dabei nicht mehr mit liebe zur Qualität gearbeitet wird,  wie beim kleinen feinen Label, ist dann halt Verschnitt. Das heißt im Klartext dünnes  Vinyl, Wellig mit billigem Cover und ohne Anständiges Booklet  wie bei m Original. Schnell mal Kohle machen.
Ich halte mich selber nicht für rückständig und habe auch zum Jahrtausendwechsel am Napster Boom teilgenommen. Musik auf dem Computer halte ich für eine gute Sache man kann sie kostenlos vervielfältigen und leicht mitnehmen. Doch als Datenspeicher ist mir der Rechner einfach zu unsicher und der Technische Fortschritt zu schnell und zu unstetig . Ich höre oft das Argument das man die Musik ja gar nicht selber speichern muss da das ja von Firmen erledigt wird die damit Ihr Geld verdienen, siehe Apple oder Sony. Das halte ich allerdings für einen fatalen Irrglauben. Sie werden filtern aussortieren und verschlanken, und erst recht wenn sie keine Tonträger Konkurrenz mehr haben. Ich möchte unsere Kulturgeschichte nicht Firmen überlassen die nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten Arbeiten. Bei Büchern vertrauen wir auch nicht darauf das die Verlage das für uns tun , und Unterhalten enorme Staatliche Bibliothek bestände. Eine Paralelentwicklung  sehe ich mit Sorge in der Fotographie, bei der ganze Bild Biografien vor dem Risiko stehen verloren zu gehen,  da sie nicht mehr ausgedruckt werden und Negative nicht mehr existieren. Aber das führt jetzt zu Weit.
Trotz der Risiken freue ich mich darüber das Vinyl Lebt und ich werde wie die letzten 30 Jahre dazu beitragen das das so bleibt.